Adelaide und Umgebung
von Frankreich über Deutschland nach Australien
Wir fahren die Bundesstraße B34 von Verdun nach Hahndorf (älteste deutsche Siedlung in Australien, 1839) und dann über einen Bogen nach Adelaide. Dass sich deutsche Siedler diese (Wein-) Gegend als neue Heimat ausgewählt haben erkennt man nicht nur an den Fachwerkhäuschen und an den Namen der Weingüter z.B. "Kellermeister", sondern auch am Namen der Großstadt. Adelaide erhielt ihren Namen von Adelheid von Sachsen-Meiningen, der Gattin des britischen Königs Wilhelm IV. Wie bei allen australischen Großstädten, die auf eine nicht mal 200 jährige Vergangenheit zurückblicken ist die historische Kultur - sagen wir mal - überschaubar und demzufolge braucht man für den Besuch dieser Großstädte auch nicht mehr als 2-3 Tage einzuplanen. In diesen Tagen ist dann auch schon Zeit für shopping in der größten Markthalle der südlichen Hemisphäre und diverse Erledigungen mit einkalkuliert. Diesmal haben wir eine neue Starterbatterie für Poor Little besorgt und auch ich habe neue Schuhe gefunden.
Doch Adelaide hatte mehr zu bieten, denn Adelaide hatte etwas ganz Besonderes für uns auf Lager: ein Weltklasse-Fahrradrennen und wir waren in der ersten Reihe live dabei.
Und auch die etwas weitere Umgebung hat durchaus ihre Reize ...
Hahndorf
Ich habe mich entschieden doch noch ein paar ehrliche Worte über Hahndorf zu schreiben. Insbesondere weil drei Reiseführer und mehrere Prospekte auf "das Highlight Hahndorf, das man auf gar keinen Fall verpassen darf" hingewiesen haben. Beworben wird es mit: A really authentic german village ! Nun "authentic german" war es tatsächlich einmal, nämlich irgendwann nach 1839. Das was wir jedoch heute sehen bzw. was uns die Australier als echt deutsch verkaufen wollen hat so ziemlich gar nichts mit Authentizität zu tun. Es ist ein kunterbunt, teils lieblos zusammengewürfelter Haufen von diversem Kitsch und Oktoberfest-Souvenirs für ahnungslose australische und chinesische Touristen. Das was ehrlich geblieben ist, das sind die 4-5 kleinen Fachwerkhäuser. Die "authentic german food" Restaurants bieten Ham & Eggs, Toast-Sandwiches, Fish & Chips, Calamari, Pie, Fudge, Frühlingsrolle und Burger an. Das "authentic german Rüben-Sandwich" mit Corned Beef, Swiss Cheese, Sauerkraut und Russian Dressing habe ich euch fotografiert.
Sogar die Namen der Geschäfte und Lokale sind halbherzig und fantasielos fast ausnahmslos auf Englisch (2 Ausnahmen: Kaffeehaus und Brauhaus), dabei hätte man doch so leicht etwas mehr auf Originalität achten können. Dies wäre hinsichtlich der zahlreichen touristischen Lockangebote (blau-weiß karierte Tücher, Dirndl, Filzhüte, Lederhosen, usw. bis hin zu Kuckucksuhren aus dem Schwarzwald) sicherlich auch umsatzsteigernd. Ungeachtet dessen, dass die ersten Siedler Preußen waren und nicht Bayern, kann hier von Traditionsechtheit sowieso nicht die Rede sein. Doch Aussies sind nunmal deutlich ruhiger, stressfreier und anscheinend auch etwas oberflächlicher und weniger geschäftstüchtig.
Unser subjektives Urteil: Bitte fahrt nicht hierher, egal was ihr gehört oder gelesen habt, es lohnt sich nicht. Dafür braucht ihr sicher nicht 17.000 Km fliegen. Wenn man mehrere Tage in Adelaide verbringt und nicht mehr weiß was man sonst mit seiner Zeit anstellen soll, dann könnte man (nach gründlicher Abwägung der Fahrtkosten) sicherlich einen Abstecher nach Hahndorf machen, nur - und wirklich NUR aus dem einen Grund - um später erzählen zu können man wäre in der ältesten deutschen Siedlung Australiens gewesen.