Great Ocean Road
Soldaten, Surfer, Meer & Küste
Heute ist der 1.1.2017 wir haben Sylvester an einem kilometerlangen Traumstrand am Anfang der Great Ocean Road verbracht. Wir haben hier 2 Nächte wild gecampt. Der Strand ist menschenleer - sagen wir besser fast menschenleer, denn außer uns stehen hier noch zwei weitere Fahrzeuge. Auch wenn das Wetter nicht gerade sommerlich ist, haben wir beschlossen mit einem karibischen Cocktail, einem Cuba Libre statt mit Sekt anzustoßen. Wir werden in den folgenden Tagen die Great Ocean Road und das parallel verlaufende Hinterland, den Otway National Park befahren.
Soldaten?
Was bitte schön haben die mit der Surferstrasse "Great Ocean Road" zu
tun? Als nach dem 1. Weltkrieg die arbeitslosen Soldaten heimkehrten, wurde
diese berühmte "Traumstraße" als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme oft mit
nichts weiter als Spitzhacke und Schaufel in den Fels geschlagen.
Diese
Küstenstraße und insbesondere das westliche Ende ist Australiens
Surfer-Eldorado. Hier ist Surfen eine Lebensweise. Das Wellenreiten wird hier
wohl genetisch vererbt oder direkt mit der Muttermilch weiter gegeben. Jeder
Strand, jeder Ort, jede Straße und jedes Geschäft hat hier mit Surfen zu tun
und natürlich ist auch auf jedem Autodach mindestens ein Surfbrett verzurrt,
vorzugsweise auf einem alten VW Bulli.
Erstaunt waren wir eher darüber, dass die Straße gar nicht immer in direkter
Sichtweite der Küste verläuft.
Und
dann ist da noch der Rest, besonders das östliche Ende, welches völlig von
Pauschaltouristen belagert wird. Ja, die lieben Touris, die gibt´s hier
an dieser berühmten Straße reichlich. Bei den meisten von Ihnen ist die Anatomie der Augenpartie etwas
anders ausgeformt als bei uns, doch letztendlich gibt es sie in allen Formen
und Farben (und Geruchsrichtungen), die man sich vorstellen kann. Egal ob mit
Mietwagen, Wohnmobil, Bus oder Helikopter im Minutentakt ... die "zwölf
Apostel" muss wohl jeder Australienreisender gesehen haben. Wer diese aus
dem Meer ragenden Felssäulen nicht gesehen hat, der ist wohl der Meinung er
hätte ganz Australien vergeblich bereist. Die Felsbrücke (natural bridge) des
Island Archway z.B. ist 2009 ins Meer
gestürzt und die zwölf Apostel sind mittlerweile auch nur noch neun. So gesehen
scheint etwas dran zu sein: lieber jetzt schnell anschauen, sonst sind sie
nachher weg.
Wie muss sich wohl das Touristenpärchen gefühlt haben, als hinter ihnen eine
Felsbrücke einstürzte und sie sich plötzlich auf einer neu entstandenen
Felssäule wiederfanden und dies so lange bis sie schlussendlich mit dem Hubschrauber
gerettet wurden.
Otway National Park
Regenwald & Wasserfälle
Zuerst trafen wir auf zwei schweizer Mädels, Patricia und Petra, mit denen wir eine kurze frostige Nacht unter Papageien und Koalas mitten im Regenwald verbrachten. Die Überraschung für die Mädels war Andrea´s selbstgemachter Schokokuchen ... doch dann gab´s eine große Überraschung für Poor Little.
Diese Überraschung sollte uns zwei Tage später - immer noch im Otway National Park - ereilen. Als wir also einen etwas matschig rutschigen Waldweg befahren haben und ich rechts einer Grube ausweichen wollte, bin ich mit dem Wagen ein kleines bisschen zu weit nach links gefahren. Einen Augenblick nicht aufgepasst und schon ist der Außenspiegel an einem Ast eines entwurzelten Baumes hängen geblieben. Der Außenspiegel klappte komplett ein und der zurückschnellende Ast donnerte gegen den Türrahmen sowie die Scheibe der Beifahrertür, so dass die Seitenscheibe zerbrach. Nun standen wir also im Walde und sammelten die tausenden kleinen Glasscherben ein. Wir klebten die Scheibe über Nacht mit unserer Wäschetüte ab und verdauten den Schreck an einem sehr schönen Bushcamp am Ufer eines kleinen Flusses.
Um unsere Chancen beim Scheibenkauf zu steigern entschieden wir in die 40 Km entfernte "größere" Stadt zu fahren. In den angefahrenen Werkstätten waren alle sehr freundlich, nur eine passende Scheibe war nicht auffindbar. Nach einiger Telefoniererei fand sich dann eine passende, wenn auch gebrauchte Scheibe in Ballarat ca. 150 Km entfernt von der Great Ocean Road. Also sind wir gestern nach Ballarat gefahren und hatten bereits am Abend eine "neue" Scheibe für 132,-$ inkl. Einbau. Dabei wurde Poor Little gleich etwas aufgewertet, denn die Scheibe ist dunkel getönt, und so hat es der Beifahrer ab sofort etwas kühler (wobei wir sowieso ständig mit offenen Fenstern fahren). Das was als Kampfnarbe, sozusagen als Siegestrophäe bleibt ist eine Delle am Fensterrahmen. Hierbei wäre noch zu klären wer letztendlich als Sieger aus dem Zweikampf Poor Little gegen Baum hervorgegangen ist.
Heute Früh kamen wir dann die 150 Km wieder zurück und setzten unsere Tour bei traumhaften 35°C wie geplant fort.