Purnululu National Park

Wer hat die Streifen auf die Felsen gemalt?

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Ein Arbeitstag wie jeder andere im Jahr 1983. Die Sonne scheint heiß über der östlichen Kimberley Region. Aus dem Radio klingt Michael Jacksons Stimme mit "Billie Jean" und der Wind wirbelt ab und zu das kleine Aufklärungsflugzeug durch die Luft. Mit an Bord sitzt ein Filmteam, der Auftrag ein Dokumentarfilm. Mit dem was sie allerdings finden werden, hat keiner in der Maschine gerechnet. Es sollte die (Wieder-)Entdeckung der Bungle Bungle Range werden, einer Hügelkette, die weltweit so einmalig ist, dass sie mittlerweile zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Bei diesem Naturwunder handelt es sich um orange-braun-schwarz gestreifte Felsstrukturen, die an überdimensionale Bienenkörbe erinnern. Zustande gekommen ist dieses spektakuläre Outfit der Felsen vor 360 Mio. Jahren, als sich Sediment in verschiedenen Lagen am Grund der Flüsse und Seen ablagerte. Das Orange wird durch Eisenoxid verursacht und das Schwarz durch Cyanobakterien. Als man die Ältesten der Aborigine befragte, ob sie denn dieses einzigartige Naturwunder vergessen hätten, sagten sie nur, diese Felsen sind doch schon seit Jahrtausenden da und es hatte ja bisher auch keiner danach gefragt.

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Wir haben die Gibb River Road beendet und fahren mittlerweile auf dem Great Northern Highway wieder Richtung Süden. Wir möchten uns dieses Weltnaturerbe im Purnululu NP nicht entgehen lassen. Für uns bedeutet dieser Abstecher zwar einen Umweg von 600 Kilometern, doch das sollte es wert sein.

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Nur eine Offroad Piste führt in den Purnululu NP und man ist gut beraten den Reifendruck zu senken und die 60-80 Km langsam zu fahren, denn die Strecke ist grottenschlecht. Stellenweise fahren wir mit 10-20 km/h und es ist kein Ende in Sicht. In der Regensaison (Nov.-Mai) ist der Park von Dezember bis April geschlossen. Neben zahlreichen Lookouts (Aussichtspunkte wie die Elephant Rocks) erwarten uns zwei wirkliche Highlights, die Echidna Chasm und die Domes mit der benachbarten Cathedral Gorge. Die Echidna Chasm ist eine spektakulär enge Schlucht, die stellenweise nur 1-2 Meter breit und dabei bis zu 100 Meter hoch ist. Es ist 14:30 Uhr als wir das Auto parken und uns schweißgebadet auf den Weg zur Echidna  begeben. Die Sonne scheint so heiß, dass man auf der weißen Motorhaube Spiegeleier braten könnte. Bei diesen lebensfeindlichen Temperaturen über 40°C stolpern wir 2 km auf großen runden Steinen das ausgetrocknete Flussbett hinauf. Spektakulär hin oder her ... das momentan allerbeste an Echidna ist das Klima. Zwischen den steilen Felswänden beträgt die Temperatur kühle 25-30°C ... irgendjemand hat wohl am Ende der Schlucht eine überdimensionale Klimaanlage eingeschaltet, es ist zum frösteln schön, wir wollen hier gar nicht mehr raus.

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Das Wasser hat 20 Mio. Jahre gebraucht um diese Schlucht in den Fels zu schneiden. Ein Glück, dass die Bungle Bungle Range vor 360 Mio. Jahren entstanden ist, sonst wäre es zeitlich eng geworden. Da kann die Gebirgskette der Halls Creek Gruppe auf der anderen Seite des Tals nur müde lächeln, denn diese Felsen stehen bereits seit 1600-1900 Mio. Jahren an Ort und Stelle.

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Bungle Bungle

Die Domes sind das Wahrzeichen des Purnululu Parks und wohl auch das begehrteste Fotomotiv. Diese gestreiften Sandsteinformationen sehen ja auch wirklich witzig aus und zeigen sich vormittags, dank günstigem Sonnenstand, auch von ihrer fotogenen Seite. Das Wetter ist hier, 50 km südlicher, genauso heiß wie bei der Echidna Chasm, nur dass es hier keine schattigen Felswände mit integrierter Klimaanlage gibt. Wir gießen uns Wasser über Kopf und Kleidung, dann noch den Hut auf und mit triefenden Klamotten kann´s losgehen.

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Die Cathedral Gorge ist eine deutlich weitere Schlucht, an deren Ende eine weit geöffnete Höhle ist, vor deren Eingang ein Wasserfall herabstürzt. So zumindest die Theorie, denn jetzt am Ende der Trockenperiode stürzt hier nichts den Fels hinunter, außer evtl. ein lebensmüdes, selbstmörderisches  kanyala (black footed Rock Wallaby).

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Lake Argyle

Mr. Durack, seines Zeichens Landwirt, wollte auf seiner großen, malerisch zwischen Hügeln gelegenen Farm, nur friedlich sein Vieh züchten. Da kam die Regierung Western Australiens 1971 plötzlich auf die Idee am Ord River einen Staudamm zu bauen. Jetzt kann Herr Durack im Vorgarten Boot fahren und statt Kühen Fische züchten, denn dort wo einst seine Farm lag befindet sich heute Australiens größtes Frischwasserreservoir, mit fast 1000 Quadratkilometern. Die Bewohner Kununurras sind ihm dafür natürlich sehr dankbar und sicher hätten sich auch die Salties (Salzwasserkrokodile) bei ihm bedankt, sofern sie die Möglichkeit dazu gehabt hätten, denn die sind voll auf die Idee abgefahren und fühlen sich im Argyle See pudelwohl.  

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Allgemeines zum Reisen in Australien 4

Australien ist relativ flach, sehr windig und meist ist auch die Vegetation sehr spärlich. An solchen Stellen hält nichts den kräftigen Wind auf, er weht mit vielen Stundenkilometern über das Land. Poor Little ist sicherlich kein aerodynamisches Technikwunder und auch kein PS-Protz, daher fahren wir oft über viele Hundert Kilometer mit Vollgas. Bei diesen langen Etappen schläft mein Fuß regelmäßig ein und ich spüre meine rechte Pobacke nicht mehr, trotzdem beträgt unsere absolut maximale Höchstgeschwindigkeit nur 90 km/h, der kräftige Gegenwind bremst uns einfach ab. Besonders spannend wird es wenn uns Roadtrains, die extralangen LKWs entgegen kommen. Der Luftsog, den diese Monster mit sich ziehen ist so stark, dass wir fast zum stehen kommen. Sollten wir mal ein Roadtrain einholen, dann können wir schön spritsparend im Windschatten fahren, oder besser gesagt blind fliegen, denn hinter einem solchen LKW sieht man nicht viel. An Überholen ist nur mit Rückenwind, im Gefälle und ausnahmslos bei 2-3 Km gerader freier Strecke zu denken. Wenn wir dann nach laaangen Minuten endlich am Fahrerhaus des LKW vorbeikriechen, dann winken uns die Trucker immer sehr freundlich (und mit einem mitleidsvollen Blick) zu. Daher mein Tipp an Australienreisende: egal ob gemietet oder gekauft, ein Geländewagen sollte mindestens 150 PS haben und ein 4x4 Wohnmobil min. 200 PS. Die Kategorie der normalen PKW möchte ich in diesem Land eher vernachlässigen, denn zu viele schöne Strecken und Fleckchen dieser Insel würde man einfach versäumen.

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