Caving in Waitomo

in dunklen Höhlen mit notgeilen Kannibalen

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Waitomo ist ein beschauliches kleines Örtchen auf der Nordinsel. Hügel, Schluchten, Regenwald und Wasserfälle umrahmen die wenigen Häuser. Die eigentliche Attraktion dieser Gegend allerdings liegt verborgen unter der Erde, zahlreiche verzweigte Höhlenlabyrinthe hat das Wasser im Laufe von Jahrmillionen aus dem Fels herausgewaschen. Der maorische Name Waitomo besteht aus zwei Teilen, Wai (Wasser) und tomo (eintreten) und bedeutet demnach "Ort an dem das Wasser in die Erde eintritt". Was läge also näher, als eben hier dem Caving, dem Höhlenklettern nachzugehen. In diesen Höhlen kann man nicht nur durch enge Spalten rumkraxeln, sondern auch größere Strecken durch Tubing zurück legen. Hierbei liegt oder sitzt man auf einem aufgeblasenen Reifen und lässt sich durch die Strömung treiben. Besonders interessant wird es, wenn alle die Stirnlampen ausschalten und keiner sieht wohin die Reise geht. Doch zu Beginn muss man sich erst einmal, je nach Höhle 30-100 Meter,  hinabseilen.


Glowworm

Als wenn die spannenden Höhlen nicht genug wären hat Waitomo noch eine Sensation draufzulegen. In den Höhlen leben Abermillionen Glühwürmchen. Hier englisch "glowworm" oder auf Maori "titiwai" genannt, heißen sie offiziell "Arachnocampa luminosa" und haben rein gar nichts mit den europäischen Namensvettern gemeinsam, außer dem Namen und der Tatsache, dass sie leuchten. Das Lumineszieren erzeugt der glowworm über eine chemische Reaktion im Schwanz und hätte ich in Biochemie besser aufgepasst, dann würde ich euch jetzt mit ellenlangen, schwerauszusprechenden, unverständlichen Fachbegriffen langweilen. Welch ein Glück, dass Chemie nie meine Stärke war ... also, dank meiner bescheidenen Chemiekenntnisse bleibt es dabei: irgend so eine Reaktion im Schwanz. Jedenfalls braucht ein glowworm keinen Strom zum Leuchten und ist auch viel effektiver als unsere Glühbirnen (40% Wärmeverlust), denn von seiner Energie gehen lediglich 5-10% verloren. Sozusagen die biologische Öko-Super-Spar-Lampe.

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Dabei ist der glowworm eigentlich gar kein Wurm, sondern ein Insekt in einem bestimmten Lebensabschnitt. Wie ein Schmetterling hat er vier verschiedene Lebensabschnitte, Ei, Larve, Puppe (Kokon), Fliege. Als Ei mit 30-120 Geschwistern geboren hat er nur das Ziel möglichst schnell in 3 Wochen heranzuwachsen und zu schlüpfen. Weil das Schlüpfen so anstrengend ist hat er als kleine Larve natürlich ordentlich Hunger und frisst das Erstbeste was er finden kann, seine benachbarten Geschwister. In eben diesem zweiten Stadium, als Larve, wird er glowworm genannt und hat nichts weiter im Sinn als zu Fressen. Dabei hängen feine klebrige Fäden vom Körper herunter und damit sich kleine fliegende Insekten in den Fäden verfangen, leuchtet sein Schwanz und lockt diese dadurch an. Er frisst und frisst und frisst, bis zu 9 Monate lang, bis er groß genug ist (Streichholzgröße). Weil das ganze Fressen müde macht und weil der Bauch so voll ist, wickelt er sich in einen Kokon ein und geht ins Bett. Im dritten Stadium als Puppe wird 2 Wochen lang nur geschlafen. Da gibt´s dann nichts mehr zu beißen und die Nulldiät hinterlässt ihre Spuren, denn heraus kommt ein Fluginsekt. Im Fliegenstadium sieht unser glowworm dann aus wie ein großer Moskito ohne Stachel und ohne Mund, denn essen kann er nicht. In den verbleibenden 3 Tagen dreht sich alles nur um Sex. Dabei ist die Leistung eines glowworm beachtlich, kann er immerhin 48 Stunden Dauersex haben bis der Akku des Männchens leer ist und er friedlich und glücklich mit einem Lächeln im Gesicht einschläft. Das Weibchen muss noch schnell die Eier legen und dann ist auch bei ihr der Lebenszyklus beendet.

Zusammengefasst ist ein glowworm ein kannibalistisches,  verfressenes, notgeiles Insekt, dessen Schwanz leuchtet, das 6-9 Monate frisst, dann 2 Wochen lang pennt und schließlich 48 Stunden lang vögelt.


... und weiter gehts

auf unserer Reise über den "Forgotten World Highway" übernachten wir inmitten unzähliger grüner Hügel, halten kurz in der Möchtegernrepublik Whangemomona um dann Richtung Küste zu fahren, wo wir die Vulkane des Mount Taranaki umrunden. Wir haben sogar das Glück die schneebedeckten Gipfel fast ganz ohne Wolken im untergehenden Sonnenrot zu sehen.

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