Principality of Hutt River
Prinzenbesuch außerhalb Australiens
Heute verlassen wir Australien!! Zwar nicht den Kontinent, sondern das Land ... und damit meine ich nicht das Bundesland Western Australia sondern den echten großen Staat Australien. Nach so vielen Wochen Aussies gönnen wir uns mal eine Pause. Das überraschende dabei, wir steigen hierzu weder in ein Flugzeug noch in ein Boot, denn Poor Little nehmen wir einfach mit. Wir biegen von der Bundesstraße Nr. 1 auf einen Feldweg ab und fahren mit dem Auto bis zur Grenze des Fürstentums "Principality of Hutt River".
Kein Schlagbaum, kein Wachposten, kein Zoll, bloß ein Drahtzaun und ein Schild mit der Aufschrift "Border" (Grenze). Die Formalitäten sind dann auch denkbar einfach im zentralen Verwaltungsgebäude erledigt, für vier PHR-Dollar pro Person erhält man ein Visum und nach gründlicher Überprüfung unserer Reisepässe den entsprechenden Einreisestempel.
Leonard George Casley wird morgen 92 Jahre alt und hatte ein wahrlich abwechslungsreiches Leben. Früher arbeitete er als Farmer und seine Freizeit verbrachte er damit die australischen Gesetze zu lesen. Zugegeben ein ziemlich schräges Hobby, das ihn aber auf eine interessante Gesetzeslücke aufmerksam machte. Davon inspiriert, erklärte er sich und seine 75 Quadratkilometer große Farm im Jahre 1970 kurzerhand zu einem unabhängigen Staat. Die verantwortlichen Behörden legten zwar offiziell Protest ein, doch Prinz Leonard erklärte daraufhin der australischen Regierung ebenso offiziell drei Tage lang den Krieg und mobilisierte sogar die eigenen Streitkräfte in Form seiner Mähmaschinenflotte. Die eigentliche Schlacht wurde dann jedoch in den Gerichtssälen ausgetragen. Herr Casley berief sich auf ein so altes britisches Gesetz, dass selbst ihrer Hoheit Queen Elizabeth II. die Hände gebunden waren und zustimmte. Prinz Leo hatte sie daraufhin zu einem Tee auf der Terrasse seines Farmhauses eingeladen, was das Königshaus jedoch ablehnte. Seiner Royal Highness Prince Leonard Casley wurde Immunität gewährt. Das Fürstentum Hutt River Province blieb steuerfrei, erhielt eine eigene Flagge mit Wappen und durfte fortan eigene Briefmarken und eine eigene Währung drucken. Selbstverständlich verschicken auch wir eine Postkarte aus dem Royal Hutt River Post Office.
Shake hands mit einem Prinzen
Wir durften seiner Hoheit bereits heute gratulieren. Nachdem Andrea aufgefallen war, dass in der internationalen Banknotensammlung des Staatsmuseums kein ungarischer Forint vorhanden war, griff sie spontan in ihre Tasche und überreichte Prinz Leonard als Geburtstagsgeschenk einen 500 Forint Schein. Der Prinz war so erfreut, dass er Andrea gleich einen Orden des PHR-Roten Kreuzes verlieh und im Anschluss an seine Audienz eine ganz private Führung durch das Memorabilia Department gab. Wir verabschieden uns, ohne Hofknicks und Verbeugung, als wären wir alte Freunde und schütteln dem Prinzen die Hand, während sich sein Sohn, der Thronfolger mein Fotoapparat schnappt und den Moment für die Nachwelt dokumentiert. Der in die Jahre gekommene Regent weiß jedoch nicht, ob sein Sohn - der eine unerklärliche Vorliebe für die Landwirtschaft entwickelt hat - der anspruchsvollen Aufgabe der Repräsentation und Geschäftsführung eines Fürstentums gewachsen ist und diese übernehmen möchte. Gewisse Hoffnung besteht jedoch, da Prinz Leonard auch fleißig am Bevölkerungswachstum seines Landes gearbeitet hat, so dass sich zwischen seinen 7 Kindern, 22 Enkeln und über 30 Großenkeln auch der richtige Thronerbe finden wird.
Kalbarri National Park
So schön es auch war mit seiner Hoheit zu plaudern, unser Visum gilt nur einen Tag, der Ausreisestempel steht schon in unseren Pässen, wir müssen weiter. Auf unserer Fahrt Richtung Norden reisen wir wieder in Australien ein, fahren zur Westküste und besuchen dann den Kalbarri National Park. Es ist schwer vorstellbar welch grandiose Landschaft der Murchison River über Jahrtausende in den Fels geschliffen hat. Dort oben am Natural Window zu stehen und in den hufeisenförmigen Canyon hinab zu blicken ist einfach unbeschreiblich, das muss man selbst erlebt haben. Es ist eher ein Gefühl, als dass man es mit einem Foto zeigen könnte. Das Gefühl der unendlichen Weite.
Allgemeines zum Reisen in Down Under
An dieser Stelle muss ich mal ein Wort über die Tiere in Australien schreiben. Auf unserem Trip über den roten Kontinent begegnet uns am Straßenrand so Allerlei aus der Tierwelt. Ganz ohne Zaun und Leine stehen sie gerade mal einen Meter neben der Fahrbahn oder Piste und warten auf die anfahrenden Autos. Da stehen in erster Linie (wie sollte es auch anders sein) vorwiegend Kängurus (hier kangaroos oder schlicht nur roos genannt) und deren kleinere Geschwister die Wallabies. Gefolgt von diversen Vögeln in allen möglichen Farben (von Papagei bis Adler). Viele Farmtiere dürfen über hunderte von Hektar frei umherstreunen, so auch Schafe, Ziegen und Rinder. Doch auch Echsen wie z.B. Lizzards, Devils, Gidges oder Schlangen sind uns bereits vors Auto gelaufen. Wem das zu klein ist ... nun da wären auch die Emus (australischer Strauß), Kühe und Kamele. Letztere sind ein Überbleibsel aus der Zeit, vor Zug und LKW, als man Güter und Waren ins Outback per Kamelkaravanen transportiert hat und hierzu Kamele aus Afghanistan importierte. Nach Fertigstellung der Zugstrecke ins Landesinnere hat man die Zugverbindung "Ghan" (nach Afghane) genannt und die Kamele einfach freigelassen. Deren Nachkommen streifen nun im Landesinneren umher. Insbesondere die Kängurus und die Vögel scheinen etwas minderbelichtet und gleichzeitig hochgradig suizidaffin zu sein, denn sie warten bis die Fahrzeuge mit 80-110 km/h heranrauschen, um dann in der letzten Sekunde über die Straße zu rennen. Es ist ja nicht so, dass sie keinen Platz zum Ausweichen hätten. Mit ein bisschen Grips könnten sie auch auf die Idee kommen zur Abwechslung mal vom Lärm weg zu rennen. Doch nicht so die hartgesottenen australischen Wildtiere. Die laufen immer schön über die Straße. Bei den Vögeln haben wir den Eindruck, dass sie dies als Mutprobe zur Ablenkung und Unterhaltung ihrer Artgenossen machen. Natürlich schaffen es nicht alle aus der Gefahrenzone heraus und so säumen den Straßenverlauf, zur Freude der Aasfresser, diverse Kadaver. Auch wir hatten leider bereits einige Roadkills, ein schmucker rosafarbener Papagei (nun gut, davon gibt´s viele), ein Bussard (schade um ihn), eine Schlange (um die tat´s uns nicht leid) und einen prächtigen Lizzard (das ist so ein Riesensalamander, ca. 1,5 Meter, um den tat es uns dafür umso mehr leid, den hätten wir lieber nur lebendig fotografiert).
Ein Denkmal für unseren armen Lizzard: