Kangaroo Island

Geburtstag mit Fehlgriff

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Kaum eine knappe Woche nachdem wir den Kulturschock in Hahndorf durchlebt und mittlerweile aus unserer Erinnerung verdrängt haben stehen wir nun hier an der Fähre nach Kangaroo Island. Viele haben uns bereits geschildert, dass es dort ganz toll wird. Die Erwartungen sind laut Prospekten, Erzählungen und unseren Reiseführern folgende: eine tolle Tierwelt mit traumhafter Kulisse hautnah zu erleben. Also haben wir uns entschlossen ein kleines Jubiläum auf Kangaroo Island zu verbringen und haben ein variables Ticket mit frei wählbarer Rückfahrt gekauft. Denn wer weiß schon vorher wie lange er im Paradies bleiben möchte! Dazu haben wir uns dann gleich noch für die erste Nacht ein (laut Bewertungen sehr guten) Campingplatz gebucht. Also so einen RICHTIGEN mit Strom, fließend Wasser und heißen Duschen.

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Kühl war bereits die Fährfahrt, doch dann fing es am Abend an zu regnen und regnete am nächsten Morgen immer noch. Ich weiß gar nicht warum wir so überrascht sind schließlich ist Mitte Januar. Also machten wir uns auf zum ersten der zahlreichen Highlights, die dieses Island laut unserem Reiseführer zu bieten hat. Ach ja, ganz nebenbei bemerkt, Kängurus haben wir auf der ganzen Insel insgesamt 2 Stück gesehen (und auch die waren eingezäunt), obwohl wir 370 KM hin und her gefahren sind. Wahrscheinlich sind wir schlicht verwöhnt, da wir es bisher gewohnt waren abseits der Städte ständig Kängurus um uns herum zu haben. Im Nachhinein muss ich sagen, dass sich die Wahl unseres Campings als ganz gut erwies. Dieser Platz hatte ein privates Freigehege für Koalas und es waren sogar fünf Koalas zu Hause.

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Nun zum ersten Highlight: Rocky River Attraktion! Gleich am Visitor Centre den National Park Pass gekauft und rein zur Attraktion. Wie sich herausstellte sollte dies ein Spazierweg durch ganz normalen Eukalyptus-Wald mit Infotafeln (wohl für Kinder oder Leute, die gestern erst in Australien gelandet sind und den Jet-leg nur halb ausgeschlafen haben) sein. Vor lauter Spannung haben wir es nicht ausgehalten und haben ... nach 1/3 der Strecke abgebrochen.

Auf zum zweiten Highlight der Insel, den Remarkable Rocks ! Wirklich schöne und interessante Felsformationen auf den Klippen hoch über dem Ozean. Das wahre Highlight von Kangaroo Island obwohl es sehr ähnliche Felsformationen auch an anderen Abschnitten Australiens gibt.

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Und unweit gleich das nächste Highlight: Admirals Arch! Ein Felsbogen, die es an Australiens Küste unzählige gibt. Das Beste daran war die Seelöwen Kolonie, die recht fotogen auf den benachbarten Felsen lag.

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Ein weiteres Highlight: das Wildlife Sanctuary! Ein umzäunter Wildpark für Kängurus und Koalas, die wir gestern Abend ebenso im Campingplatz hatten. Hier allerdings kostenpflichtig für 30$ pro Person, die wir uns gespart haben.

Es folgte noch ein Tier-Highlight: Seal Bay! Eine eingezäunte Bucht mit einer Seelöwenkolonie, nicht damit die Tiere nicht abhauen, denn die könnten über das offene Meer wegschwimmen, sondern ein Zaun damit die Touristen nicht zu den Tieren gelangen können. Außer man zahlt Eintritt 35$ pro Person oder bucht gar eine VIP-Tour mit persönlichem Ranger, dann darf man sogar den Sand am Strand betreten (kein Witz)! Auch hier wollten wir nicht in einen Zoo und suchten stattdessen einen einsamen Strand an welchem dann drei junge Seelöwen im Wasser spielten und uns keiner verboten hat über den Sand zu laufen. Ein schwacher Trost im Vergleich zu Baird Bay wo wir tatsächlich mit wildlebenden Seelöwen auf Tuchfühlung schnorcheln konnten.

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Weiterfahrt zum nächsten Highlight: Kelly Hill Caves! Dass es sich um eine Tropfsteinhöhle handelt - weiß man vorher schon. Dass sie klein und unbedeutend sein wird - weiß man vorher nicht. Wohl eher ein Witz im Vergleich zu den Jenolan oder den Wombeyan Caves, die wir in New South Wales besucht haben. Dafür war die "einfache" Führung mit 16$ recht günstig, denn es hätte auch noch die Adventure-Tour (den Bildern nach kindergerecht) für 70$ pro Nase gegeben!

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Kangaroo Island hat wirklich gar nichts mit einer abgelegenen Wildnis (wie es in Prospekten gerne dargestellt wird) oder gar dem Outback zu tun sondern ist touristisch extrem stark erschlossen. Die Touristen werden mit großen Bussen im Stundentakt herangekarrt, um möglichst viel ihres Urlaubsbudgets auf dieser Insel auszugeben. Damit die Touris ihr Geld auch entsprechend wirkungsvoll loswerden haben sich wohl alle Inselbewohner abgesprochen und die gesamte Insel mutierte zu einem Touristen-Nepp. Es ist schon nervig, wenn man ständig das Gefühl hat überall das wandelnde Portemonnaie zu sein. Natürlich sind hier auch die Bushcamps kostenpflichtig -- Australien ist anders.

Entlang der Hauptverkehrsachse waren mehrfach Reklametafeln mit weiteren Touristen-Angeboten z.B. zum Quad fahren, Paintball, oder Sandboarden aufgestellt. Ob aus lauter Frust über die bisherigen Highlights oder als Geburtstagsgeschenk - auf jeden Fall haben wir uns entschieden an einem weiteren Touristenprogramm teilzunehmen. Ich musste nicht lange überlegen, meine Wahl fiel auf das Sandboarden in der "little Sahara". Für wiedermal 35$ durften wir 2 Stunden lang die Dünen hochkraxeln ... uuund das ist ganz schön anstrengend. Übrigens das Sandboarden hätten wir z.B. im Murray Sunset NP an der größten weißen Düne auch kostenlos haben können, sofern wir irgendein Board dabeigehabt hätten.

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Am dritten Tag wollten wir dann flüchten, doch leider gab es keinen Platz auf der Fähre, so dass wir eine weitere Nacht auf dieser (Alp-)Trauminsel bei Sturm und Regen verbringen durften. So blieb also noch Zeit um zu einem Traumstrand fahren zu können. In Emu Bay gab´s zwar keine Emus (das ist wenig überraschend, da es im restlichen Kangaroo Island auch keine Kängurus gab), dafür einen gut zugänglichen und ausnahmsweise sogar kostenlosen Strand, an welchem wir uns von den Strapazen der Insel erholen konnten. Solltet ihr denken, dass es zumindest für Poor Little auf dieser Insel ein Highlight gab, so muss ich euch enttäuschen, denn Strandfahrten sind in Australien ganz alltäglich.

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Man könnte auch sagen: "Kangaroo Island, dies woar wohl nix". So wurde diese Birthday-Etappe für 600$ zu der bisher überflüssigsten Etappe, die wir während unserer Reise gemacht haben.

Unser subjektives Urteil: Bitte fahrt nicht hierher, egal was ihr gehört oder gelesen habt oder was für Bilder ihr gesehen habt, es lohnt die hohen Kosten für die Fähre, Sprit und Unterkunft nicht. All das was man auf Kangaroo Island sehen kann, das kann man auch auf der etwas größeren Insel nebenan sehen.

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