Eyre Peninsula
Halfway across Australia
Vom Bahnhof ... zum Bauernhof ... zur Bucht der Seelöwen
Von Adelaide aus Richtung Nordwesten gelangt man in die South Flinders Ranges und würde man diesem Gebirgszug in gleicher Richtung weiter folgen, dann käme man direkt ins Zentrum von Australien und könnte diese Insel durchqueren. Genauso wie es der Zug "The Ghan" seit 1878 zweiwöchentlich bzw. wöchentlich tut und eine Verbindung der Wüsten des Outbacks mit den küstennahen Gebieten über knapp 3000 Km ermöglicht. Eine Fahrt dauerte 1929 mit der Dampflokomotive über die halbe Strecke bis zur Mitte Australiens (Alice Springs) 3 Tage. Bei weit über 40 °C und ohne Klimaanlage eine durchaus strapaziöse Reise, insbesondere für die Lokführer, die auch noch ständig Kohle in den Kessel schaufeln mussten. Grund genug für uns das Railway Museum in Peterborough (ehemals Petersburg), einem der früheren Zentralbahnhöfe des Ghan, zu besuchen. Lokomotiven, erste Klasse, zweite Klasse, Schlafwagen, Salonwagen, Soldatentransporter, Werkstattwagen bis hin zur mobilen Säuglings-Krankenstation gab es alles was das Eisenbahnerherz höher schlagen lässt. Obwohl keiner von uns beiden eine Passion für Eisenbahnen hat war die Führung doch sehr abwechslungsreich und interessant.
Als kleinen Konditionsaufbau für das bevorstehende Skifahren haben wir beschlossen unterwegs eine Wanderung im Canyon des Mount Remarkable National Parks durchzuführen. Der Weg dorthin sollte querfeldein über Offroad-Tracks führen. Leider verlor sich der Track auf einer Farm und wir standen plötzlich im Garten eines Bauernhofs vor einem verschlossenen Gatter. Zuerst sind wir um das Wohnhaus gefahren, dann zum Stall und zur Werkstatt, doch es war trotz offener Türen niemand zu Hause. Als wir bereits gewendet haben und zurück fahren wollten, kam uns ein Pickup entgegen, in welchem ein grinsender Aussie mit nacktem Oberkörper, durchschwitztem Akubra-Hut (hiesiger Cowboyhut) und Bierdose in der Hand fragte ob wir uns verfahren hätten. Nach kurzer Hantiererei auf unserer GPS-Karte hatte ich ihm erklärt, was wir denn im Schilde führten. Nun waren wir wohl seit längerer Zeit die einzigen, die diesen Track befahren wollten, denn der nette Neo klärte uns auf, dass der winterliche Regen dem Track wohl stark zugesetzt hat und wir mit Poor Little die Strecke nicht bewältigen könnten. Er erklärte uns eine Alternativroute jedoch das erste Teilstück des ursprünglichen Tracks wollte er uns gerne zeigen, schaute sich nochmal Poor Littles "Schuhe" an, nickte und meinte es wird schon gehen, wir sollten ihm nur folgen. Also los ging´s, Gatter auf, Allraduntersetzung eingeschaltet und auf zur Privat-Safari. Neo hetzte dann einige Kängurus über die Felder und brachte uns schließlich zu einem kleinen See mit Wildenten, die er sonst gerne jagt. Wieder am Bauernhof zurück haben wir dann die Alternativroute eingeschlagen und sind am Horrocks Pass angekommen. Danke Mate für den spontanen Ausflug!
Die Küste der Eyre Peninsula selber war für uns wenig reizvoll, sicherlich lag dies auch an dem regnerischen, kalten und windigen Wetter. Eine schlaflose Nacht an der stürmischen Küste und eine weitere Nacht in der heißen Mitte der Peninsula am Highwayrand. Den Schlafplatz am Highwayrand haben wir uns selbstverständlich mit den Ureinwohnern Australiens geteilt ... ca. 100 Fliegen und Bremsen. Tagsüber dann noch 1-2 Fotostops (z.B. am Pildappa Rock oder an den Eyre Skulpturen) und schon waren wir auf der anderen Seite angekommen.
Baird Bay ist ein kleines unscheinbares verschlafenes Nest, ein Anglerdorf am Ende einer staubigen Schotterpiste über 50 Km entfernt vom nächsten Städtchen. Hier ist nicht viel los, man könnte sagen nach Sonnenuntergang werden die Bürgersteige hoch geklappt. Nur ... hier gibt es nicht einmal Bürgersteige, hier gibt´s bloß 10 Häuser und ... das Baird Bay Ocean Eco Experience Centre. Das Besondere am Baird Bay Islands Conservation Park sind die Wale, weiße Haie, Delphine und Seelöwen, genauer gesagt handelt es sich um die Gattung "australian sea lions", die sich vom anatomischen Aufbau her und der bevorzugten Lebensweise von den "normalen Seelöwen" unterscheiden und (wie der Name vermuten lässt) an der Südküste Australiens beheimatet sind. Heute schlafen wir also in Bairds Bay, denn für morgen haben wir ein ganz besonderes Rendevous mit ihnen geplant.
Ungeahnt dessen, dass uns ein Höhepunkt dieser Reise erwarten sollte gingen wir also hinsichtlich des immer noch recht kühlen Wetters und insbesondere hinsichtlich der Wassertemperatur recht skeptisch zum Ocean Eco Experience Centre. Die Hinweise der Bootscrew dicke Jacken oder warme Pullover mit aufs Boot zu nehmen, wirkten nicht unbedingt beruhigend. Doch dann ging alles Schlag auf Schlag, der Ablauf - einem Dive Centre ähnlich - war uns vertraut und ließ die Gedanken hinsichtlich der Temperaturen verblassen. Da wir am selben Tag noch weiter fahren wollten entschieden wir uns unsere eigenen Neoprenanzüge trocken zu belassen und nur im Notfall (falls das Leihequipment nicht unseren Vorstellungen entspricht) zu benutzen. Die Sorge war komplett unberechtigt, also los ... Ausrüstung auswählen, umziehen und ab aufs Boot. Wind und Wellengang ließen etwas nach, so dass wir bloß mit kalten Fingern und mit gesunder Restfarbe im Gesicht bei den vorgelagerten Inseln ankamen. Die Seelöwen waren wirklich zahlreich vertreten nur lagen sie alle am Strand und eben nicht im Wasser. Geduldig sind wir vor der Insel auf und ab gefahren und unsere Geduld sollte auch belohnt werden. Als zwei Seelöwen neugierig neben dem Boot zu spielen begannen sind wir dann auch ins Wasser gestiegen und kamen langsam immer näher an diese Wildlebenden Tiere heran. Eigentlich war es anders herum, denn die Wendigkeit und Geschwindigkeit, mit der sich die Seals im Wasser bewegen ist dermaßen beeindruckend und ließ absolut keinen Zweifel zu wer sich an wen annähert. Zuerst waren es nur zwei, dann drei und schließlich schwammen mehrere Tiere um uns herum. Die Zeit verflog, denn wir waren 2 Stunden im Wasser und je mehr Zeit verging umso zutraulicher wurden die Seelöwen. Anscheinend komplett ohne Berührungsängste kamen sie bis auf wenige Zentimeter an uns heran und blickten in unsere Tauchermasken. Sie waren mal links, mal rechts, dann vorne und hinten oder unter uns.
Spektakuläre Fotos können wir euch leider keine zeigen, denn unsere Unterwassercamara hatten wir aus Gewichtsgründen in Köln gelassen und so haben wir mit der Gopro gefilmt statt Bilder zu machen. Irgendwann wird es hier also sicher auch das passende Video geben.