Shark Bay
Zwischen Haien, Teufeln, Entdeckern und den ältesten Lebewesen unserer Welt
Wir befinden uns in Gadhaagudu oder auch Gutharraguda was so viel bedeutet wie "zwei Buchten" (aktuell Shark Bay), seit vielen tausend Jahren Heimat der Malgana und Nhanda Stämme. Noch länger allerdings leben hier die Stromatolithen, die ältesten Lebewesen unserer Welt. Sie haben schon mehr als drei Milliarden Jahre auf dem Buckel. Hier im Hamelin Pool, einer Lagune der Shark Bay leben sie so vor sich hin. Für diese Knollen scheint die Zeit keine Rolle zu spielen. Genauso wie zu Urzeiten, als das Leben auf diesem Planeten begann, liegen diese "lebenden Steine" immer noch hier, an einem der wenigen Orte an denen der Salzgehalt und die Wassertemperatur die perfekten Bedingungen schafft. Die Stromatolithen wurden von Einzellern der Urzeit erschaffen, von Cyanobakterien, die für einen Zentimeter Wachstum ganze zwanzig Jahre brauchen. Mit etwas Glück (und besonders scharfem Auge) kann man auf der dunklen Oberfläche kleine Bläschen erkennen, die kostbarste Substanz, die am Anfang allen Lebens auf unserem Planeten stand: Sauerstoff. Diesen unscheinbaren und wenig spektakulären, Milliarden Jahre alten, lebendigen Fossilien verdanken wir alle irgendwie unser Leben.
Wulybidi (Monkey Mia)
Wir sind in einer der Buchten der Shark Bay, als am frühen
Morgen gegen 7:30 Uhr eine dunkelgraue Rückenflosse die Wasseroberfläche
durchpflügt. Ist das der erste Hai, den wir in der Shark Bay zu Gesicht
bekommen? Jetzt sind es drei, dann vier und sie kommen immer näher. Sie
schwimmen direkt auf uns zu.
Zehn Meter weiter sind einige Pelikane. Plötzlich ein lautes Platschen und das Wasser schäumt weiß. Wir reißen die Köpfe rum und fragen uns: Ist es jetzt ein Pelikan weniger?
(Dies ist das Zuhause der Delphine. Wir reisen durch Malgana Gebiet.) Obwohl der Name eher Affen vermuten lässt, ist Monkey Mia für seine frei lebenden Delphine bekannt, die jeden Tag bis an den Strand schwimmen. Und zur Beruhigung aller minderjährigen Leser: Delphine fressen weder Pelikane noch Menschen, sondern Fische.
Haie hin oder her wir sind eigentlich auf der Jagd nach etwas GRÖSSEREM, nach Dugongs. Bereits vor Jahren haben wir vergeblich versucht mit Dugongs zu tauchen. Nun also versuchen wir es vom Katamaran aus. Wir entscheiden uns für die Interactive Eco Tour (quasi mit Dugong Garantie und das Boot soll auch ein Unterwasserfenster haben) ... doch zunächst ist alles was wir zu sehen bekommen ein dunkler Fleck am seichten Meeresboden ... bis sie dann nach und nach an die Wasseroberfläche auftauchen. Als Bonus dürfen wir dann auch noch kostenlos an der abendlichen Sunset-Cruise teilnehmen.
Cape Peron Track
Wir möchten an die Spitze der Landzunge zwischen den zwei Buchten der Shark Bay, in den Francois Peron National Park. Zum Cape führt nur ein Singletrack, eine 40 km lange Weichsandpiste. Besonders spannend wird es bei Gegenverkehr. Vorbildlich ist wirklich die Infrastruktur des Parks. Am Beginn der Offroad-Strecke ist eine Kompressorstation für den richtigen Reifendruck, so müssen wir noch nicht einmal, wie sonst immer, unseren Kompressor hervorkramen. Am Ende der Strecke wiederum sind BBQs und ganz schicke Toiletten, damit man nicht 2 Stunden wieder zurück fahren muss, wenn man mal eben muss. Wir begegnen kaum 2-3 Leuten. Hätten wir das vorher gewusst, dann wären wir hier gerne ein-zwei Tage geblieben. Mitten auf dem Track finden wir dann das, womit wir am wenigsten gerechnet hätten, den Thorny Devil. Ein wahrer Teufel wie aus dem Bilderbuch. Mit seiner ganz speziellen Gangart, bei der er sich jeden Schritt dreimal überlegt, um ihn dann schließlich in Zeitlupentempo auszuführen, ist er wirklich ein putziger kleiner Zeitgenosse. Als Bonus finden wir dann auch noch einen Gidge. Vom Cape Peron können wir dann auf die gegenüberliegende Küste der Shark Bay blicken, den Dirk Hartog Island.
Dirk Hartog Island
Es war wohl ein sonniger Tag im Jahre 1616 als das holländische Handelsschiff (etwas abseits des eigentlichen Kurses) Land erblickte. Die Küste der Shark Bay. Hier hinterließ der Kapitän als Visitenkarte einen Metallteller, in welchen seine Aufzeichnungen über Schiff, Umstände und die Daten der Anlandung eingraviert waren. Ohne es zu wissen hatten sie Australien entdeckt. Der Teller wurde erst viel später gefunden und so wurde die Entdeckung irrtümlich 1770 (also 154 Jahre später) Leutnant James Cook zugeschrieben. Selbst 1616 war schon verspätet, denn bereits am 26.2.1606 betrat Willem Janszoon (noch so ein holländischer Handelsreisende) australischen Boden. Es war das andere Ende dieser Insel und er hielt es für Neuguinea. Als bei uns in Europa die Neandertaler lebten, hatten die ersten Homo Sapiens bereits Australien besiedelt. Also schlappe 53.000 Jahre vor Janszoon, Hartog oder Cook.