Das Outback

jenseits der Zivilisation

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Zwar wohnen hier nicht sehr viele weiße Australier, dafür aber Aborigine. Die Beziehungen zwischen den beiden Gruppen sind, sagen wir mal, zwiespältig. Immens hohe Arbeitslosigkeit, exzessiver Alkoholismus und Kriminalität durch gewisse Bevölkerungsgruppen ist immer noch ein aktuelles Problem. Tankstellen werden abgesperrt, Campingplätze mit Stacheldraht umzäunt und Reisende eindringlich gewarnt. Das sonst so übliche freie Übernachten und wild campen ist regional nicht empfehlenswert. Auch uns versucht man in einem Bushcamp zu beklauen. Ein selbstgemachtes Problem, denn bis vor einigen Jahrzehnten bestand die Bezahlung der Aborigine nicht aus Geld sondern aus Alkohol. Mittlerweile darf Alkohol nur noch rationiert an Aborigine verkauft werden. Vor jedem Schnapsladen sitzt ein Polizist und speichert die Personalien der Kunden. Das Wahlrecht erhielten sie erst 1962, wer weiß wie sehr sie davon Gebrauch machen. Auf jeden Fall ist ihre Kunst, die Dot-Malerei beachtenswert. Auch wir haben uns in Alice Springs in ein Bild verguckt und dann - leider - nicht gekauft.

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Interessant ist jedenfalls die Zweisprachigkeit zwischen dem offiziellen Englisch und den über 150 nativen Dialekten. Palya bedeutet bei den Aborigine "Herzlich Willkommen" oder "Guten Tag" ebenso auch "Danke" und auch "Tschüß". Das ist schlicht und einfach - gefällt mir. Nicht immer ist es so einfach, denn die Wüstensprache Pintupi alleine kennt 18 verschiedene Begriffe  für  "Loch im Boden", je nachdem ob es von einem Hasen, einer Echse oder Ameise stammt. Großen Spaß scheinen Aborigine auch an Wortverdoppelungen zu haben. Solche Doppelmoppel findet man überall in Australien, z.B. Ortsnamen wie Woy Woy, Lang Lang, Gumly Gumly oder auch Bong Bong. Diese Verdoppelung ist die Steigerungsform eines bestimmten Begriffes. Das Wort Wagga in der Sprache der Wiradjuri bedeutet Krähe und Wagga Wagga eben viele Krähen. Ähnlich ist es mit Drik Drik (steinig steinig) oder Goonoo Goonoo (Wasser Wasser). Bei  Grong Grong sollte man demnach besser weiter fahren, denn Grong bedeutet schlechter Platz. Oft sind es jedoch Zungenbrecher, die ganz sicher nicht für europäische Münder gemacht sind, so wie der See Caddiwarrabirracanna. Besonders witzig ist der Hügel Mamungkukumpurangkuntjunya, was auf Pitjantjatjara soviel bedeutet wie "dort wo der Teufel pinkelt".

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Für uns ist das Allerschönste an der roten Mitte momentan das Wetter. Hier ist aktuell Winter und wir haben tagsüber angenehme 34°C und nachts 6°C was zur Folge hat, dass es kaum nervige Fliegen gibt. Wir können es jedem nur empfehlen, wenn ihr euch die Mitte dieser Insel für mehrere Tage anschauen wollt, dann tut dies nur im australischen Winter. Im Sommer kann es tagsüber bis zu 45°C heiß werden und in der Nacht bis zu -7°C kalt.

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Doch Outback ist natürlich vorwiegend Natur. Auf dem Foto unten sind die einzelnen Bereiche des Outback gut zu erkennen. Im Vordergrund ist das Pila (Sandsteppe), die Puti (ist der dichter bewachsene grüne Gürtel um die Berge), die Puli (die Felsen) und irgendwo dazwischen die Karu (Schluchten, Flussschneisen). Auf einer Ranger-Tour wurden uns einige essbare Pflanzen, z.B. die Ili (einheimische Feige) oder die Arnguli (Buschpflaume), aber auch giftige wie die Papawitilpa, dieser Wüste gezeigt und erklärt wie man auch im trockenen Sandboden mit Hilfe von Ameisen zu Wasser gelangt.

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Keine Großstädte, keine Industrie, keine Lampen, kein Lärm, kein Smog und auch kein Lichtsmog. Neben dem endlosen horizontalen Fernblick hat man eine spektakulär klare Sicht auf die Sterne, die Milchstraße und den Mond. Was tut jemand, der hier, fernab der Zivilisation, nachts in den Fluss fällt? ... Er steht auf, schüttelt den Staub von seinen Klamotten und geht weiter.

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Es gibt einige legendäre Offroad Strecken quer durchs Outback, die wir uns näher anschauen möchten. Falls es die Konditionen (Wetter) und die Fähigkeiten unseres Poor Little zulassen, dann wollen wir auch einen Teil dieser Tracks befahren. Für unseren diesjährigen Aufenthalt wäre da der Gunbarrel Highway eine sandige und mal steinige, jedoch immer staubige Piste ca. 1200 km durch die Steppe. Problem ist, dass es keine Tankstelle entlang des Gunbarrel gibt. Lediglich eine Farm bietet nach Absprache die Möglichkeit aufzutanken, d.h. die nächste Tanke kommt in 846 km, in Warburton.

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Die unter Offroadern angeblich als Sahnehäubchen bekannte Canning Stock Route ist eine 1900 km lange Viehtriebstrecke, entlang welcher 48 Brunnen in die Wüste gegraben wurden. Die Brunnen sind geblieben, das Vieh fährt heute Zug oder LKW (bzw. in Australien Road-Train). Auch hier gibt es nur eine Tankmöglichkeit, erst nach 900 km. Desweiteren führt der Track durch mehrere Aboriginalreservate und man benötigt, wie bereits von der Great Central Road bekannt, diverse Genehmigungen und Permits. Wir hatten geplant bis zum dritten, vierten oder fünften Brunnen (max. 200 Km) zu fahren. Als es bereits am Tag vorher, auf unserer Anfahrt, immer wieder regnete und dieser Regen auch die ganze Nacht anhielt, ahnten wir schon ... das wird ein kurzes Vergnügen. Es kam wie erwartet, die Canning Stock Route ging in Wasser und Matsch unter. Wir schafften es dann bis Brunnen 1,5 also irgendwo zwischen Brunnen 1 und 2 und sind zwar dreckig jedoch unverrichteter Dinge wieder umgekehrt.

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Nun gut, dann auf zum Trostpflaster dem nur 40 km langen Cape Peron Track, einer Weichsandpiste in der Shark Bay.